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Review: HTC Sensation XE

Thaddeus Herrmann
Thaddeus Herrmann|October 17, 2011 3:00 AM
Das Sensation XE von HTC hat seit seiner Ankündigung kurz nach der IFA eine ziemliche Welle gemacht, ist es doch das erste Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem Smartphone-Hersteller und Beats Audio, der Kopfhörer-Firma, an der HTC jetzt mit 51% mehrheitlich beteiligt ist. Das zweite Beats-Handy, das Sensation XL, folgt demnächst. Audio-Performance spielt bei Smartphones von Seiten der Telefon-Hersteller keine große Rolle, so ist der Schritt, ein hochpreisiges Handy mit guten Kopf- oder Ohrhörern auszuliefern, absolut zu begrüßen. Doch HTC geht noch weiter und schreibt sich und der neuen Hardware auf die Fahne, dass durch die Verknüpfung von Audio-DSP im Smartphone und den entsprechenden Ohrhörern Musik endlich so im Ohr ankommt, wie die Musiker das im Studio angelegt haben. Übersetzt müsste das bedeuten: In den Ohrhörern des Sensation XE werkeln Treiber an einem Referenzklang, ander absolut linearen Wiedergabe von Musik. Ähnlich also dem, was AKG gerade mit dem K3003 versucht, dafür aber mit 1.000 Euro einen Preis aufruft, der fast doppelt so hoch ist wie der von HTCs HighEnd-Smartphone mit 1.5GHz-Doppelprozessor und qHD-Display. Ist das Sensation XE als einfach cleveres Marketing oder steckt mehr dahinter? Wir klären das in unserer Review hinter dem Break.

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Hardware
Das Sensation XE ist eine gepimpte Version des regulären Sensation, das es schon seit einiger Zeit auch bei uns im Handel gibt. Das XE verfügt über das gleiche 4,3"-qHD-Display und die gleiche 8-Megapixel-Kamera mit doppelten LED-Blitz und 1080p-Videoaufnahme. Aufgestockt hat HTC in Sachen Prozessor und Akku: Der Doppelprozessor ist jetzt mit 1,5GHz getaktet, im ersten Sensation stehen lediglich 1,2GHz zur Verfügung. und auch das Akku ist marginal stärker geworden: 1.730mAh im Gegensatz zu 1.520mAh. Der Telefonspeicher wurde auf 4GB erhöht, für eure Daten, vor allem natürlich für die Musik, ist eine 16GB-microSD-Karte vorinstalliert. Das Sensation XE verfügt über 768MB RAM. An der Performance des Smartphones gibt es nichts auszusetzen: Der Browser ist schnell, Apps startet fix, das Manövrieren durch die Menüs geht mehr als flott. Die Arbeit des 1.5GHz-Prozessors ist deutlich zu spüren: in jeder Hinsicht. Ein paar Websites anschauen, die eine oder andere E-Mail, dazu ein paar Tracks und schwuppdiwupp ist das Sensation XE eine kleine Handheizung: Die Rückseite des Telefons erwärmt sich merklich, wird dabei aber nicht Besorgnis erregend heiß. Und bei den aktuellen Temperaturen ist das fast schon ein saisonaler Bonus. Da die Hardware sonst keine Neuerungen umfasst, legen wir an dieser Stelle nur ein paar Beispielbilder der Kamera in die Waagschale und konzentrieren uns dann auf die Musik.


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Beats Audio
Wie ist das also mit diesem Musik-Voodoo? Musikwiedergabe im Sinne der Produktion und Musiker, perfekte Klangerlebnis, sichergestellt nur mit der YourBeats-Ohrhörern bzw. den BeatsSolo-Kopfhörern, die ebenfalls unterstützt und mit dem demnächst erscheinenden Sensation XL ausgeliefert werden? Immer der Reihe nach. Das Audioprofil von Beats ist zunächst nichts weiter als ein EQ-Preset, das den Bass und die Höhen betont. Das merkt man sofort beim ersten A/B-Vergleich. Ebenfalls auffällig ist, wie die Ohrhörer bei maximaler Lautstärke und entsprechend basslastiger Musik schnell an ihre Grenzen kommen. Die versprochene Wiedergabe im Sinne der Musiker ist also schlichtweg erfunden, der Sound bietet mit den YourBeats-Ohrhörern auch nichts, womit wir uns anfreunden wollen. Ist das Preset deaktiviert, sieht die Sache schon anders aus, dann liefern die Ohrstöpsel einen angemessenen Klang, der den von Standard-Ohrhörern, die mit Smartphones ausgeliefert werden, deutlich überlegen ist.


Interessant sind allerdings gleich mehrere Aspekte, die bislang von HTC anders kommuniziert wurden. Bei unserem ersten Hands-On hieß es noch, dass das Audioprofil überhaupt nur mit Beats-Hardware funktioniert und in Verwendung mit Kopfhörern anderer Hersteller gar nicht zur Verfügung steht. Dem ist nicht so. Jeden Kopfhörer, den wir an das Sensation XE angeschlossen haben, konnte durch das Audioprofil im Klang geboostet werden. Einige Kollegen haben in ihren Reviews darauf hingewiesen, dass dann allerdings ein anderes Preset greift, das nicht die gleichen Eingriffe in den Sound vornimmt: Lediglich YourBeats und BeatsSolo haben dezidierte Profile, bei allen anderen Kopfhören greife eine generische EQ-Einstellung den Klang ab. Diese Unterscheidung konnten wir in unserem Test nicht nachvollziehen. Egal ob die berüchtigten Apple-Ohrhörer, hochpreisige InEars von Shure oder der beliebte AKG K518: Die Veränderungen im Sound waren immer die gleichen: mehr Bass, mehr Höhen und mehr oder weniger neutrale Mitten. Mit anderen Worten betont das Audioprofil mit einem klassichen Smiley-EQ die Stärken bzw. Schwächen fast aller Kopfhörer. Das führte zu interessanten Ergebnissen: Hatten unsere Test-Tracks mit akiviertem Profil mit den Apple-Ohrhörern den Klirrfaktor einer ganzen Elefantenherde im Porzellanladen (Migräne, stechende Schmerzen, fürchterlich), wurde der AKG K518 durch das Preset zur lauten und gleichzeitig angenehm ausgewogenen Stereo-Anlage für unterwegs. Dies lässt sich nicht nur mit Beats Audio umsetzen. In jedem Android-Player, in dem man Zugriff auf den Equalizer hat, lässt sich der Klang den eigenen Vorstellungen und Ansprüchen entsprechend anpassen, beim Beats-Profil muss man sich auf die vorgegebenen Einstellungen einlassen. Dazu kommt, dass das Profil bei anderen Musik-Apps sowieso nicht zum Zuge kommt. Diejenigen, die ihre Musik im Apple-Lossless-Format archivieren, sind also von vornherein ausgeschlossen: HTCs Player unterstützt dieses Format nicht.

Fazit
HTC ist mit der Implementation von Beats Audio in ihre Smartphones auf dem richtigen Weg. Die Art und Weise, wie die versprochene Klangverbesserung im Moment greift, ist aber noch nicht ideal. Konkret: nicht offen genug. Man kann von Beats halten was man will: Der Zukauf der Kopfhörer-Firma macht aus HTC-Sicht komplett Sinn, ist man damit doch der erste Telefon-Hersteller, der Audio auch nur im Ansatz ernst nimmt. Das aktuelle Konzept erscheint uns aber deutlich zu neblig. Presets an- und ausschalten, nur eine unterstützte App und vor allem die Fokussierung auf einen bestimmten Klang: Das reicht uns nicht. Für die Zukunft wünschen wir uns noch bessere Ohrhörer, eine offenere Integration in die Hardware und auch klare Ansagen, was geht und was nicht. Denn es ist doch so: Das preiswertere Sensation in Verbindung mit separat gekauften Ohrhörern und einer Player-App, die zusätzliche EQ-Einstellungen erlaubt, liefert für Musik-Fans letztendlich die besseren Resultate. Wer, und auch das ist wichtig, sich damit nicht auseinandersetzen will und dennoch merkt, das die regulären Billig-Headsets nicht den Sound liefern, den man will, der kommt mit dem Sensation XE schon einen ganzen Schritt voran. Wenn aus dem aktuellen Stand "HTC - jetzt mit Bumms" aber "HTC - jetzt mit Feingefühl" wird, sind wir dabei. Am Sensation XE haben wir sonst rein gar nichts auszusetzen. Mit oder ohne Beats: Es ist eins der überzeugensten Android-Smartphones im Moment.